Etwa 50 Millionen Paare weltweit können auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen, bei der Hälfte liegt die Ursache beim Mann. Männliche Infertilität ist eine multifaktorielle Erkrankung und ein globales Gesundheitsproblem. Allerdings sind die Ursachen bislang weitestgehend unklar.
Das Ziel dieses Sonderforschungsbereichs (SFB) ist es, die molekularen Pathomechanismen der männlichen Infertilität aufzuklären, die gewonnen Erkenntnisse in die Klinik zu übertragen und so die Patientenversorgung zu verbessern. Der Schwerpunkt des SFBs liegt daher auf translationalen Projekten, ermöglicht durch die enge Verzahnung von Grundlagenforschung und Medizin in Münster. Dieses einzigartige Umfeld erlaubt, Untersuchungen an Modellsystemen sowie klinisch charakterisierten menschlichen Proben (u.a. Spermien und Hodengewebe) miteinander zu verknüpfen. Die Projekte sind darauf fokussiert, die genetischen, molekularen und zellulären Mechanismen aufzuklären, die die Hodenfunktion und Produktion von Spermien, sowie die Spermienfunktion und den Befruchtungsprozess steuern. Dazu kombinieren wir interdisziplinäre Forschung in Molekular- und Zellbiologie, Physiologie, Epi-/Genetik, (Bio-)Informatik und multimodaler Datenanalyse. Der Erkenntnisgewinn in den Projekten wird maximiert durch innovative Zentralprojekte, die klinische Analytik mit informatischen Tools verbinden sowie facettenreiche OMICs Datensätze erheben und analysieren. Zudem wird eine medizinische Dateninfrastruktur etabliert, um diese Datensätze institutions- und projektübergreifend verfügbar zu machen. Schließlich wird ein neuartiges Patient Science-Projekt das Informationsverhalten infertiler Paare analysieren, um dann zielgerichtet die wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnisse aus dem SFB den Patienten zugänglich zu machen und in die Gesellschaft zu tragen.
Unser SFB soll aus grundlagenorientiert und klinisch Forschenden der Universität, des Universitätsklinikums und des Max-Planck-Instituts Münster sowie der RWTH Aachen bestehen. Er soll durch innovative, exzellente und nachhaltige Ansätze das Verständnis, die Diagnostik und perspektivisch die Behandlung männlicher Infertilität entscheidend verbessern und zum Leuchtturm der Reproduktionsforschung werden.